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Hymn score of: Ich gehe fort, – hier hab ich keine Stätte - Theodora (Meta Heusser-Schweizer/Johannes Thomas Rüegg)

Christ My Song - 1963

Ich gehe fort, – hier hab ich keine Stätte - Theodora
(Meta Heusser-Schweizer/Johannes Thomas Rüegg)

Theodora.

† 1822

1. Ich gehe fort, – hier hab ich keine Stätte,
  ich habe ringsherum geschaut;
und ob ich aller Welten Güter hätte:
  für mich ist keine Heimat hier gebaut. PDF - Midi

2. Ich gehe fort; – die Nachtviole schließet
  den bleichen Kelch dem Morgenstrahl;
die Nachtigall verstummt; das Bächlein fließet
  der Mündung zu durch's fremde Tal.

3. Ich gehe fort: – sie haben's nicht verstanden,
  die Menschen, was mein Herz begehrt;
es reißt sich los aus all den harten Banden,
  die Sehnsucht hat die Hülle früh verzehrt.

4. Ich gehe fort; mein Schmerz ist durchempfunden;
  es langt in jenes stille Haus
kein roher Griff, die Seele zu verwunden,
  und was geblutet, heilt nun aus.

5. Ich gehe heim; – es ist mein Herbst gekommen,
  wo andre sich des Lenzes freun.
Was frühe reift, wird frühe heimgenommen; –
  komm, Schnitterengel, nimm mich ein!

6. Ich gehe heim; – am Pilgerpfad der Wüste
  verlang ich keines Brautgeschmeides Glanz.
durch Gräberduft winkt mir an heim'scher Küste
  ein ewig frischer Lilienkranz.

7. Ich gehe heim; – weint nicht, ihr treuen Seelen!
  Ich war ja nie von dieser Welt.
Was wollt ihr euch die treue Brust zerquälen,
  dass eine müde Blume fällt?

8. Ich gehe heim; – auf unbekanntem Pfade
  durch Todesnot, – doch glänzt von fern
ein leiser Strahl der früh empfundnen Gnade,
  wie durch die Wolkennacht der Morgenstern.

9. Ich gehe heim. – Dir hab ich mich ergeben,
  in dem mein Herz den Frieden fand!
Auch du starbst einst, – du hat ein ewig Leben!
  Und meines ruht in deiner Hand.

10. Ich bin am Ziel. Wohl müde bin ich, müde! –
  Ist das ein Säuseln schon der Himmelsruh?
Die Erde schwindet, – Friede, Friede
  drückt mir die matten Augen zu!

Meta Heusser-Schweizer, Gedichte, 1898, 187-189.
Zu Theodora schreibt P. Sutermeister (Meta Heusser-Schweizer, 1898, 22): "Im Jahre 1822 war auch eine jüngere heißgeliebte Schwester Metas, Theodora, eine "duftige Himmelsblume", heimgegangen. Ihrem lieben "Dortchen" hat sie rührende Lieder nachgesungen."

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