Christ My Song-Logo
Hymn score of: "In der Nacht, da er verraten ward" - 1. Korinther 11, 23-27 (Meta Heusser-Schweizer/Johannes Thomas Rüegg)

Christ My Song - 1977

"In der Nacht, da er verraten ward" - 1. Korinther 11, 23-27
(Meta Heusser-Schweizer/Johannes Thomas Rüegg)

1. Korinther 11, 23-27.

Herr, deines Lebens letzte Nacht,
  die Nacht voll Angst und Schmerzen,
werd ins Gedächtnis uns gebracht,
  sei heilig unsern Herzen.
                                Lavater.

1. "In der Nacht, da er verraten ward"
  hat der Heiland seiner Liebe Fülle
  in des heilgen Mahles schlichter Hülle
seiner Jüngerschar geoffenbart.
    Dunkel war's, der Sichtung Stunde da,
  Satan jauchzte ob Verrat und Sünde; –
  doch in der Versuchung Dorngewinde
    war das höchste Gut den Schwachen nah. PDF - Midi

2. "Nehmet, esset dieses Lebensbrot,
  meinen Leib, gebrochen euch zu gute!
  Nehmt den Kelch, den Bund in meinem Blute,
Lebensströme für den ewgen Tod!"
    Also sprach er. – Heilges Mahl der Nacht!
  Deine Kraft in armer Jünger Herzen
  hat in Schwachheit, Fall und Todesschmerzen
    fest den Bund mit ihrem Herrn gemacht.

3. Ist es denn, du ewges Lebenslicht,
  noch die Nacht, die du im Pilgertale
  dir erwählt, zu deinem Abendmahle?
Trittst du in den Glanz der Erde nicht? –
    Oft, wenn mir der letzte Strahl erblich
  in der Wetterwolken finstrer Mitte,
  hört ich deines Fußes leise Tritte,
    und dein Mund sprach Frieden über mich.

4. Als das ewge Wort mit Gottesmacht
  fern im Anfang einst zuerst ertönte,
  Erd und Himmel schuf, mit Heil sie krönte,
klang sein erster Ruf in öde Nacht:
    "Werde Licht!" – Es ward. Und wonnevoll
  jauchzten ob dem neugebornen Kinde
  alle Morgensterne, – bis der Sünde
    eine neue, schwarze Nacht entquoll.

5. Doch "das Licht scheint in die Finsternis",
  seit die Nacht dort lag auf Bethl'hems Auen,
  dunkler auf der Welt voll Todesgrauen,
die von ihrem Gotte los sich riss.
    Eine Krippe schloss das Heil dort ein;
  also bargst du in der Nacht des Schmerzens,
  Heiland, das Vermächtnis deines Herzens
    in der Erdenschale: Brot und Wein.

6. Noch, wenn Finsternis dein Volk umzieht,
  Sünde lockt und drängt, Versuchung lauert,
  Angst der Welt die schuld'ge Brust durchschauert,
und der Glaube, statt zu siegen, flieht;
    ewger Priester, dann trittst du herzu,
  reichst dem müden Kämpfer Brot des Lebens,
  Wein der Freude, – und des schwachen Strebens
    Kraft und Sieg und starker Held bist du.

7. Wenn dein Name zu erlöschen scheint,
  wenn der Pilger nach dem Weg des Lebens,
  bei des Irrlichts Schimmer, fragt vergebens,
und im Dunkel irre Sehnsucht weint:
    rufst du: "Sieh, ich stehe vor der Tür!"
  Siegend über dieser Welt Gewalten
  willst du eingehn und das Nachtmahl halten
    mit dem treuen Sucher für und für.

8. Wird es Nacht in deiner Kinder Reihn,
  wenn sich fliehen, die sich lieben sollten,
  missverstehn sich, die sich einen wollten,
trittst du still in ihre Kreise ein;
    und dein Mahl, das neu an dich sie schließt,
  unsichtbar vereint es die Entzweiten,
  als ein Friedensband für Ewigkeiten,
    überdauernd aller Sünde Zwist.

9. Wenn uns jedes Erdenlicht erbleicht
  auf dem dunkeln Gang im Todestale,
  sei du nah, der hier im Abendmahle
seines Lebens Kräfte uns gereicht.
    Lass in Todesnacht uns nicht allein!
  Dieses Lebensbrot, das wir genossen,
  dieses Blut, das du für uns vergossen,
    weih uns dann zur Auferstehung ein.

10. Und in jener letzten Weltennacht,
  da die Sonnen selbst vor dir erbleichen,
  und die Himmel zitternd vor dir weichen,
bis dein Odem alles neu gemacht,
    nimm uns auf, Erlöser Jesus Christ!
  Führ uns ein zum ewgen Liebesmahle,
  wo in deines Auges heilgem Strahle
    Nacht und Tod und Sünde nicht mehr ist.

Meta Heusser-Schweizer, Gedichte, 1898, 114-117.

            PDF - Midi