Christ My Song - 524
Frühlingslüfte wehen - Frühlingsgruß
(Meta Heusser-Schweizer/Johannes Thomas Rüegg)
Frühlingsgruß.
1. Frühlingslüfte wehen,
Gottes Boten gehen
still durch die Natur;
in der Knospe Schwellen
rauscht der Lebensquellen
ewge Himmelsspur. PDF - Midi
2. Ahnend rang das Leben
unter Sturmesbeben
mit der Todesnacht;
wunderbar entbunden
ist nach kurzen Stunden
eine Welt erwacht.
3. Kind, in deinem Herzen
ringt in Lust und Schmerzen
ahnend eine Welt.
Gottes Sonne leuchte,
Himmelstau befeuchte
still das Saatenfeld!
4. Als ein göttlich Leben
liebend sich gegeben
einst in Todesnacht:
sind aus bittern Leiden
Paradiesesfreuden
aller Welt erwacht.
5. Diese Lebensquelle
strömet ewig helle
nun durchs Todestal:
alles Herzenskränken
lässt sich drin versenken
und der Sünde Qual.
6. Was in dir sich reget,
tief dein Herz beweget,
alles Sehnens Grund
tut in dieser Klage
die verhüllte Frage
nach dem Retter kund.
7. Siehe, sein Erbarmen
sucht mit offnen Armen
das verirrte Kind;
deines Herzens Sehnen,
das nur Kampf und Tränen
außer ihm gewinnt.
8. Gib dich ihm! es locken
wie mit Festesglocken
seine Worte dich:
"Meinen Schafen geben
will ich ewges Leben;
Kindlein, glaubt an mich!"
9. Mit ihm liebend sterben,
sterbend Leben erben,
in ihm selig sein
darf das Kind der Schmerzen,
das zum Vaterherzen
ging mit Christus ein.
10. Nimm ihn auf! Sein Lieben,
ewig treu geblieben,
ist der Frühlingshauch,
der mit sanftem Zwingen
alles muss durchdringen,
deine Seele auch.
11. Seliges Vereinen
in dem großen Einen
ist der Mutter Flehn.
Herr! im Heiligtume
sprich zu deinem Ruhme:
Ja, es soll geschehn!
Meta Heusser-Schweizer, Gedichte, 1898, 163-165.