Christ My Song - 1599
Höchsterwünschtes Seelenleben (Friedrich Adolph Lampe/
Johannes Thomas Rüegg)
Höchsterwünschtes Seelenleben.
1. Höchsterwünschtes Seelenleben,
ach, wie unbekannt bist du,
wo des Geistes Kräfte streben
nach der goldnen Himmelsruh.
Ach! wie eitel ist der Wahn,
der des Fleisches Sinn verblendet,
wenn er klebt der Erde an,
sich zum Rauch und Schatten wendet. PDF - Midi
2. Ach! wie oft bin ich geraten
in dieselbe Blindheitsnacht,
wenn ich Regungen und Taten
nicht sorgfältig hab bewacht.
Hat nicht die Erfahrung mir
meine Torheit oft gelehret,
wenn ich, Herr, ich klag es dir,
mich in Unruh abgezehret?
3. Zwar der Schluss ist oft genommen,
dass ich mich wollt reißen los;
aber wenn's zur Tat sollt kommen,
fand ich mich von Kräften bloß.
Ich Gefangner, Armer, ich!
Wer reißt mir das Netz in Stücken?
Fels des Heils erbarme dich,
hilf mir aus der Hölle Stricken!
4. Jesus, Stärke der Verzagten,
der du gibst den Matten Ruh;
wahre Zuflucht der Geplagten,
zwing mein Herze, zwing's dazu,
dass die ganze Kreatur
nichts in meinen Augen scheine,
und ich darauf denke nur,
wie ich ewig sei der Deine!
5. Ach, zermalme das Verlangen,
das noch etwas Eitles will!
Nimm den bösen Sinn gefangen,
der nicht hält in Allem still!
Gib, dass ich in dieser Welt
nichts der Sorge wert mag achten,
weil du mich darein gestellt,
um nach besserm Gut zu trachten!
6. Gib mir Augen um zu sehen,
deines Reiches Gnadenschein!
Gib mir Kräfte um zu gehen
bis ins Heiligtum hinein!
Mache mich mit dir bekannt;
lass in deinen Liebesflammen
Herz und Seele sein entbrannt:
knüpfe dich und mich zusammen!
7. Weicht, weicht eitele Gedanken,
stört nicht ferner meine Ruh!
Ich will in den Lebensschranken
eilen meinem Jesus zu.
Jesus will ich geben Ehr',
in ihn will ich mich versenken,
und forthin mich um nichts mehr,
als um seine Liebe kränken.
Friedrich Adolph Lampe, in: Johann Peter Lange, Deutsches Kirchenliederbuch, 1843, Lied 510.