Christ My Song - 1611
Unter alles mich zu fügen
(Johann Caspar Lavater/Johannes Thomas Rüegg)
Unter alles mich zu fügen.
1. Unter alles mich zu fügen,
mich der Stille zu erfreun,
ohne Worte mit Vergnügen
aller Knechte Knecht zu sein;
nie mit Augen stolz zu prangen,
Menschenruhm nie zu verlangen:
diesen Sinn erfleh ich mir,
Gott, mein treuer Gott, von dir. PDF - Midi
2. Unbekannte Wege wandeln,
Wege, die dein Aug nur kennt,
lass mich, mit dir dulden, handeln,
wo kein Menschenmund mich nennt.
Herzenbilder und Bekehrer!
Aller Demut Quell und Lehrer!
Jesus Christus, lehre mich
still und schweigend sehn auf dich!
3. Würde mich kein Bruder kennen,
mich verschmähn der Stolzen Blick,
mich kein Mensch auf Erden nennen,
alles gehn von mir zurück;
würde Spott und Hohn mich kränken,
könnt ich deiner nur gedenken,
Jesus! ruhig würd ich sein,
säh ich in dein Herz hinein.
4. Herr, aus deiner Himmelshöhe
rufst du: Mut, ihr Kleinen, ihr!
Ihr seid's, die mit Lust ich sehe!
Demut! sieh, ich bin bei dir!
Im beklommnen stillen Herzen,
das in Reue, Scham und Schmerzen
vor mir sich erniedrigt ganz,
leuchtet meiner Gnade Glanz.
5. Gott der Niedrigen und Stillen,
die so gern im Schatten ruhn,
streng und redlich deinen Willen
einsam leiden oder tun!
Gott der Edlen, die nicht klagen,
wenn sie heiße Lasten tragen,
schweigend in sich selber gehn,
demutsvoll auf dich nur sehn!
6. Gott, du bist mein Gott! ich falle
freudevoll zu Füßen dir!
Du erquickst, begnadigst alle,
schenkest Gnad und Ruh auch mir;
unterstützest mein Bestreben,
immer stiller dir zu leben,
meiner Ohnmacht nie zu traun,
fester stets auf dich zu schaun!
Johann Caspar Lavater, bearbeitet, in: Johann Peter Lange, Deutsches Kirchenliederbuch, 1843, Lied 579.