Christ My Song - 1618
Hinweg ihr Tränen! Ewge Liebe waltet
(Agnes Franz/Johannes Thomas Rüegg)
Hinweg ihr Tränen! Ewge Liebe waltet.
1. Hinweg ihr Tränen! Ewge Liebe waltet,
wie auch ihr Pfad im Dunkel sich verhüllt!
Gott hört den Ruf, der seine Wolken spaltet,
bleibt unser Flehn auch lange unerfüllt.
Erschien in ihm ein gottgefällig Streben,
war's Ewiges, um das die Lippe bat:
so wird Erhörung unserm Flehn gegeben,
so führt er's aus, jedoch nach seinem Rat. PDF - Midi
2. Nach seinem Rat! Verstumme armes Wissen,
vom Schauer heilger Ahnungen besiegt.
Gott ist das Licht! Einst wird sich's zeigen müssen,
wie weit sein Blick den unsern überfliegt.
Wer fasset ihn? Der Cherub vor dem Throne
des Unerforschten steht verhüllt und schweigt.
Gehorsam ist des Engels Strahlenkrone,
die seine Würde, seine Hoheit zeigt.
3. Wie Abraham einst auf Moria's Höhen
das Liebste schweigend trug zum Opferherd:
so lass auch uns um gleiche Treue flehen,
wenn Gottes Rat das liebste Gut begehrt.
Moria steht noch, seine Gluten steigen,
der Opferherd, es ist das stille Herz;
soll sich des Himmels Engel zu uns neigen,
führt uns der Herr zuerst durch Abrams Schmerz.
4. O Glaubenstreue! Zieh in unsre Seele,
durchdringet, Schmerzen, läuternd unsre Brust;
bis unserm Weh sich heilger Mut vermähle,
dem Erdenleid des Sieges Himmelslust.
Steigt Opferflammen! Was in euch verlodert,
verschwindet nur für diese Spanne Zeit!
Ein ganzes Herz ist's, was der Himmel fordert,
ein ganzer Himmel den die Liebe beut.
Agnes Franz, bearbeitet, in: Johann Peter Lange, Deutsches Kirchenliederbuch, 1843, Lied 606.