Christ My Song - 1655
Schwebend über Raum und Zeit
(Peter Friedrich Engstfeld/Johannes Thomas Rüegg)
Schwebend über Raum und Zeit.
1. Schwebend über Raum und Zeit,
blick ich auf die Erde nieder;
hebe froh die Augen wieder
zu der lichten Ewigkeit.
Und ich seh ein festes Band
sich um Erd und Himmel schlingen;
und ich hör aus fernem Land
süße Töne hell erklingen. PDF - Midi
2. Mir geöffnet ist der Blick,
und ich seh ins Reich der Gnade.
Über unsre Erdenpfade
herrscht kein eisernes Geschick.
Es ist Gottes Allmachtshand
nicht an Raum und Zeit gebunden.
Was des Menschen Geist erfand,
seine Regeln sind verschwunden.
3. Frei wirkt Gottes Vaterhand.
Sollt die Allmacht Fesseln tragen,
und nach deinen Regeln fragen,
armer menschlicher Verstand?
Freier Wille ist die Kraft,
die da Alles weislich lenket.
Das Naturgesetz erschlafft,
wenn nicht Gott Gedeihen schenket.
4. Wo Natur nicht helfen kann,
da hilft Gottes freier Wille;
und sein Wirken in der Stille
sehn wir als natürlich an.
Engel, Menschen und Natur
müssen höherm Willen dienen.
Doch verlieren wir die Spur,
dann heißt's: Wunder sind erschienen!
5. Heb, mein Geist, dich froh empor!
Du hast Gottes Kraft empfunden;
warst von Welt und Zeit entbunden,
und es sank der Nebelflor.
Kein Naturgesetz enthüllt
deinen Blick ins Reich der Gnade;
Gottes Wille wird erfüllt.
Gottes Weg ist recht und grade.
6. Ja, du warst im Wunderland,
wo die Wunder alle schwinden;
konntest dort die Lösung finden
in der Gnade heilgem Pfand;
fühltest selbst die Gotteskraft
in der eignen Glaubensstärke,
wie sie lebt und wirkt und schafft,
und sich zeigt im Wunderwerke.
7. Vater, deinem starken Arm
will ich kindlich mich vertrauen.
Mag mein Auge Nacht nur schauen,
Glaube hält das Herz mir warm.
Ist auch jede Aussicht leer,
dennoch soll mein Mut nicht wanken.
Du hilfst, wie von ungefähr;
deine Macht kennt keine Schranken.
Peter Friedrich Engstfeld, bearbeitet, in: Johann Peter Lange,
Deutsches Kirchenliederbuch, 1843, Lied 506.