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Hymn score of: Was wär ich ohne dich gewesen? (Novalis/Johannes Thomas Rüegg)

Christ My Song - 2004

Was wär ich ohne dich gewesen?
(Novalis/Johannes Thomas Rüegg)

Was wär ich ohne dich gewesen?

1. Was wär ich ohne dich gewesen?
  Was würd ich ohne dich nicht sein?
Zu Furcht und Ängsten auserlesen,
  ständ ich in weiter Welt allein.
Nichts wüsst ich sicher, was ich liebte,
  die Zukunft wär ein dunkler Schlund;
und wenn mein Herz sich tief betrübte,
  wem tät ich meine Sorge kund? PDF - Midi

2. Einsam verzehrt von Lieb und Sehnen,
  erschien mir nächtlich jeder Tag;
ich folgte nur mit heißen Tränen
  dem wilden Lauf des Lebens nach.
Ich fände Unruh im Getümmel,
  und hoffnungslosen Gram zu Haus;
wer hielte ohne Freund im Himmel,
  wer hielte da auf Erden aus?

3. Hat Christus sich mir kund gegeben,
  und bin ich seiner erst gewiss,
wie schnell verzehrt ein lichtes Leben
  die bodenlose Finsternis.
Mit ihm bin ich erst Mensch geworden;
  das Schicksal wird verklärt durch ihn,
der Himmel muss im Süd und Norden
  mit dem Geliebten uns erblühn.

4. Das Leben ward zur Liebesstunde,
  die ganze Welt spricht Lieb und Lust,
ein heilend Kraut wächst jeder Wunde,
  und frei und voll klopft jede Brust.
Für alle seine tausend Gaben
  bleib ich sein demutsvolles Kind:
gewiss ihn unter uns zu haben,
  wenn zwei auch nur versammelt sind.

5. O! geht hinaus auf allen Wegen,
  und holt die Irrenden herein,
streckt jedem eure Hand entgegen,
  und ladet froh sie zu uns ein.
Der Himmel ist bei uns auf Erden,
  im Glauben schauen wir ihn an;
die eines Glaubens mit uns werden,
  auch denen ist er aufgetan.

6. Ein alter, schwerer Wahn der Sünde
  war fest an unser Herz gebannt;
wir irrten in der Nacht wie Blinde,
  von Reu und Lust zugleich entbrannt.
Ein jedes Werk schien uns Verbrechen
  und Gott der Menschen Feind zu sein,
und schien der Himmel uns zu sprechen,
  so sprach er nur von Tod und Pein.

7. Trüb war das Herz, des Lebens Quelle,
  ein böses Wesen wohnte drin;
und ward's in dem Verstande helle,
  so war nur Unruh der Gewinn.
Ein eisern Band hielt an der Erde
  die bebenden Gefangnen fest;
Furcht vor des Todes Richterschwerte
  verschlang der Hoffnung Überrest.

8. Da kam ein Heiland, ein Befreier,
  ein Menschensohn, voll Lieb und Macht,
er hat ein allbelebend Feuer
  in unserm Innern angefacht.
Nun sehen wir den Himmel offen,
  als unser altes Vaterland;
wir können glauben nun und hoffen,
  und fühlen Gott mit uns verwandt.

9. Seitdem verschwindet unsre Sünde
  und fröhlich wird nun jeder Schritt;
der Vater offenbart dem Kinde,
  wie er für seine Rettung stritt,
er hat geheiligt uns das Leben
  durch seinen Sohn zur Ewigkeit,
so dass wir froh hinüber schweben
  bei unserm Abschied aus der Zeit.

10. Noch steht in wunderbarem Glanze
  der heilige Geliebte hier,
gerührt von seinem Dornenkranze
  und seiner Treue weinen wir.
Ein jeder Mensch ist uns willkommen,
  der seine Hand mit uns ergreift,
in seine Schar mit aufgenommen,
  zum Hausgenossen Gottes reift.

Novalis, alias Georg Philipp Friedrich Freiherr von Hardenberg,
bearbeitet, in: Johann Peter Lange, Deutsches Kirchenliederbuch, 1843, Lied 633.

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