Christ My Song - 2314
Weicht, ihr finstern Sorgen!
(Ernst Gottlieb Woltersdorf/Johannes Thomas Rüegg)
Weicht, ihr finstern Sorgen!
1. Weicht, ihr finstern Sorgen!
denn auf heut und morgen
sorgt ein andrer Mann.
Lasst mich nun mit Frieden:
dem hab ich's beschieden,
der es besser kann.
Schreit die Welt
gleich immer: Geld!
Ich will Hosianna schreien,
glauben und mich freuen. PDF - Midi
2. Gott hat zu bezahlen.
Das ist ohne Prahlen
mein gewisser Schatz.
Alles fällt vom Himmel,
sorgendem Gewimmel
geb ich keinen Platz.
Sonnenschein
und fröhlich sein,
milder Tau und kühler Regen
ist des Himmels Segen.
3. Hab ich keinen Heller,
weder Brot noch Teller,
weder Dach noch Fach;
reißen meine Kleider,
sagen andre: leider!
schreien Weh und Ach:
sing ich doch
und glaube noch.
Ich will ruhen, trinken, speisen
und den Vater preisen.
4. Der die Haare zählet,
dem kein Sperling fehlet,
der die Raben speist:
der hat mich geschaffen,
der bedarf kein Schlafen,
der ist nicht verreist.
Der den Sohn
so lange schon
für mein Heil dahin gegeben,
der ist noch am Leben.
5. Mir den Erben schenken
und sich doch bedenken,
wenn's am Brote fehlt:
das ist ohne Zweifel
ein Gedicht vom Teufel,
der die Herzen quält.
Bösewicht,
begreifst du's nicht?
der sein Kind nicht abgeschlagen,
was wird der versagen?
6. Der die Seele speiset
und ihr mehr erweiset,
als den Wert der Welt;
der mir Leib und Leben
wunderbar gegeben,
wunderbar erhält;
der es kann
und der's getan,
diesen traget erst zu Grabe,
eh ich Mangel habe.
7. Wenn ich ihn erkenne
und ihn Abba nenne,
wie sein Geist mich lehrt,
so bin ich, der Sünder,
in der Zahl der Kinder,
die er bitten hört.
Mein Gebet
wird nicht verschmäht.
Vater heißen, Kinder haben,
das erfordert Gaben.
8. Bin ich wert geachtet,
dass man den geschlachtet,
der mein Bürge war;
zählt sein heißes Bluten
unschätzbare Fluten
mir zu Lösung dar;
gibt er sich
zum Fluch für mich:
o, so gelt ich ohne Kronen
mehr als Millionen.
9. Der für mich gefastet,
selten recht gerastet,
oft mit Kummer aß;
der sich arm gegeben
und im ganzen Leben
Eignes nicht besaß:
Gottes Lamm,
mein Bräutigam,
untersagt mir alle Sorgen.
Er sorgt heut und morgen.
10. Er hat mich erkaufet,
durch sein Blut getaufet
und zu sich bekehrt.
Ach, wie hat sein Lieben
ihn nach mir getrieben,
bis ich ihm gehört!
Sollt er nun
so lieblos tun?
sollt er eins von seinen Schafen
mit Verhungern strafen?
11. Nein, er wird mich kleiden,
speisen, tränken, weiden,
mein Versorger sein;
steht er gleich von ferne:
wenn ich warten lerne,
kehrt er bei mir ein.
Ist es leer,
so gibt er her,
und nach überstandnen Proben
werd ich fröhlich loben.
12. Nun, so weicht, ihr Sorgen,
denn auf heut und morgen
sorgt ein andrer Mann.
Ich will ruhig bleiben,
meine Arbeit treiben,
wie ich immer kann.
Christi Blut
stärkt meinen Mut
und lässt mich in Not und Plagen
nimmermehr verzagen.
Ernst Gottlieb Woltersdorf, in: Geistlicher Liederschatz, 1842, Lied 597.