Christ My Song - 1790
Großer Gott, in dem ich schwebe
(Gerhard Tersteegen/Johannes Thomas Rüegg)
Großer Gott, in dem ich schwebe.
1. Großer Gott, in dem ich schwebe,
Menschenfreund, vor dem ich lebe,
Höchstes Gut, und Herr allein!
Wunderbar dein Nahesein. PDF - Midi
2. Gottes Haus und Himmelspforte,
ist hier und an jedem Orte;
du bist nie und nirgend weit:
ach, wie war ich sonst zerstreut!
3. Sachen dieser Welt ich sahe,
und nicht dich, der du so nahe:
draußen ging ich fern von dir;
du, mein Gott, du warst in mir.
4. Spät erkannt ich diese Lehre,
diesen Adel, diese Ehre,
deiner Gottheit Gegenwart,
unverrückt, und innig zart.
5. Sollt sich nicht mein Alles beugen,
und in Liebes-Ehrfurcht schweigen,
da ich, wo ich geh und steh,
bin in meines Gottes Näh?
6. Sei gelobet und geliebet,
süßer Gott! der mich umgibet,
der du mir in Jesus Christ
näher als mein Herze bist.
7. Lass sich andre sich zerstreuen;
ich will mich in Gott erfreuen,
den ich habe, wo ich bin:
nimm mein Herz, o Schöpfer! hin.
8. Alles kann ich dir erzählen,
darf mit keiner Last mich quälen;
kann ich nicht mich selbst verstehn,
lass ich's dich, den Nahen, sehn.
9. Was ich denke und verrichte,
ist vor deinem Angesichte:
Tun und Lassen, Freud und Pein,
soll dir aufgeopfert sein.
10. Was ich bin von auß' und innen,
was nur vorkommt meinen Sinnen,
wär die Sache noch so klein,
alles soll dein Opfer sein.
11. Bei dir sei ich im Erwachen;
mit dir tu ich meine Sachen;
in dir man so sanfte ruht,
ach mein Gott, und all mein Gut!
12. Mit dir, treuer Freund und Leiter!
reis ich fort, und immer weiter,
stille, schlicht und unbekannt,
hier hindurch zum Vaterland.
13. So vor Gottes Augen schweben,
das ist mir erst selig leben;
da man seiner stets gedenkt,
sich in seine Lieb versenkt.
Gerhard Tersteegen, bearbeitet, in: Johann Peter Lange,
Deutsches Kirchenliederbuch, 1843, Lied 527.
1,4 dort: Ich bet an dein Nahesein.