Christ My Song - 254
Was ist das Leben ohne Jenen - Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben (Carl Johann Philipp Spitta/
Johannes Thomas Rüegg)
Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben.
1. Was ist das Leben ohne Jenen,
der unsre Sünde auf sich nahm,
uns mit dem Vater zu versöhnen
vom Himmel auf die Erde kam;
der unsre Schulden abgetragen,
damit uns keine Schuld mehr drückt
und unser Aug in trüben Tagen
doch ungetrübt zum Himmel blickt? PDF - Midi
2. Ach, ohne ihn nimmt namenlose
Unruhe mit dem Leben zu,
der Schlummer auf dem Mutterschoße
ist unsre erst' und letzte Ruh.
Des Lebens Glück macht uns verwegen,
das Unglück mutlos und verzagt;
so wird zum Fluch uns Gottes Segen
und seine Zucht nicht zieht, nur plagt.
3. Ja selbst die freundlichsten Minuten
des Lebens lassen Wunden nach,
daran das Herz noch lange bluten
und leiden muss so manchen Tag.
Und auch des Lebens trübe Stunden,
die Hiobstage voller Leid
das arge Herz nicht nur verwunden,
sie füllen's auch mit Bitterkeit.
4. Wer könnte doch ein Herz uns geben,
das Gottes Segen tragen kann,
und das die Züchtigung im Leben
zu seiner Zucht auch wendet an?
Denn eh das Herz nicht neu geboren,
von oben neu belebt und jung,
geht aller Segen dran verloren
und alle Liebeszüchtigung.
5. Wir sind verletzt von vielem Fallen
und müd von vielem Auferstehn,
es ist von unsern Mühen allen
für uns kein Ende abzusehn.
Wir können uns nicht selber heilen,
weil wir ja selber alle krank;
und wer will uns zu Hilfe eilen,
da jeder tief wie wir versank?
6. Doch sieh, da kommt uns der Erretter
vom Himmel aus des Vaters Schoß,
nicht grauenvoll in Sturm und Wetter,
nein, sanft und mild und schreckenlos.
Der voll unendlichem Erbarmen
den großen Schmerz der Menschheit stillt,
liegt in der irdschen Mutter Armen
ein Kind, in Windeln eingehüllt.
7. Er kommt als Mann, nicht zu erschrecken,
nein, zu erfreun, zu benedein,
er stirbt, die Sünden zu bedecken
und die Vergebung zu verleihn.
Er steigt empor zum neuen Leben
und reicht der Menschheit seine Hand,
sie hoch zu dem empor zu heben,
der ihn zu ihr hinab gesandt.
8. Das Heil, das er der Welt verkündet,
das Opfer, das er dargebracht,
hat in uns eine Lieb entzündet
und eine Flamme angefacht,
die allen Sündentrieb zerstöret,
mit Licht und Wärme uns durchdringt,
die wallend sich zum Himmel kehret,
das Herz dem Herrn zum Opfer bringt.
9. Befreit hat er vom Zwang der Sünde
das tief versunkene Geschlecht,
er macht zum lebensfrohen Kinde
den Sünder und zum Freund den Knecht.
Ein Liebesband hält uns umschlossen
und stärkt uns in der schlimmen Zeit,
bis wir als seine Reichsgenossen
einziehn in seine Herrlichkeit.
Carl Johann Philipp Spitta, Nachgelassene geistliche Lieder, 1862, 4-7.