Christ My Song - 1472
Unser Wandel ist im Himmel!
(Carl Johann Philipp Spitta/Johannes Thomas Rüegg)
Unser Wandel ist im Himmel.
1. Unser Wandel ist im Himmel!
Wie ein Mensch, in sich versenkt,
oft vom lautesten Getümmel
nicht gestört, der Heimat denkt,
wenn die Schritte dahin eilen,
wo das Herz längst eingekehrt:
so im Himmel wir schon weilen,
sind wir gleich noch auf der Erd. PDF - Midi
2. Den erwählt sich unser Streben,
der uns liebt und Liebe gibt,
unsre Seele mag nur leben
für und um den, der sie liebt,
da allein steht ihr Vergnügen,
da genügt sie sich allein,
lässt gern alles andre liegen,
da nur, wo sie liebt, zu sein.
3. Christi Liebe zieht nach oben
unser Herz, wie ein Magnet,
und es fühlt sich aufgehoben
wie mit Flügeln im Gebet.
Unser Leben, unser Wandeln
ist vor seinem Angesicht,
unser Denken, Reden, Handeln
fasst darum die Welt auch nicht.
4. Mag man spottend uns begegnen,
der, den unsre Liebe meint,
heißt uns, die uns fluchen, segnen,
lieben unsern größten Feind.
Der für uns sich hingegeben,
uns den Himmel hat beschert,
will sich durch ein himmlisch Leben
von den Seinen sehn geehrt.
5. Könnten wir im Himmel wandeln,
mit dem Herzen droben sein,
und dabei so irdisch handeln,
nicht vergeben, nicht verzeihn?
Nur wenn wir geliebt sind, lieben,
doch den hassen, der uns hasst?
Nicht, von Christi Geist getrieben,
tragen gern des andern Last?
6. Ach, so oft wir eifern, toben,
neiden, hassen, lästern, schrein,
kann das Herz unmöglich droben
bei dem Herrn voll Liebe sein.
Macht doch stets die Liebe ähnlich
dem Geliebten, treibt und lehrt,
dass wir ringen ernstlich, sehnlich,
bis wir in sein Bild verklärt.
7. Lass mich nichts von dir entfernen,
Heiland, treu und liebevoll,
mich in deiner Nähe lernen,
wie ich himmlisch leben soll;
lass kein irdisches Getümmel
irdisch machen Herz und Sinn,
bis ich einst in deinem Himmel
bei dir, durch dich selig bin.
Carl Johann Philipp Spitta, Psalter und Harfe, 80-82.