Christ My Song - 566
Das Leben wird oft trübe - Die dürre Zeit
(Carl Johann Philipp Spitta/Johannes Thomas Rüegg)
Die dürre Zeit.
1. Das Leben wird oft trübe,
die Brust wird oft so leer,
als ob kein Fünkchen Liebe
und Glauben in uns wär.
Das Heil, mit Not gefunden,
liegt uns auf einmal fern;
und doch sind solche Stunden
ein Segen von dem Herrn. PDF - Midi
2. Man trägt nach ihm Verlangen,
wenn er uns einsam lässt,
man möchte ihn umfangen
und halten ewig fest.
Mit Tränen fleht und ringet
wie Jakob dann die Seel',
bis ihr der Kampf gelinget
und sie wird Israel.
3. Da fühlt man recht, wie quälend
ohn' ihn das Leben sei,
wie unbegreiflich elend
man in der Wüstenei
der Welt hier darben müsste,
wenn unsre Tränenkost
der Heiland nicht versüßte
mit wunderbarem Trost.
4. Das sind die geist'gen Fasten,
wo er uns scheint entfernt,
und man allein die Lasten
der Sünde kennen lernt.
Da wird man eingeleitet
in Reu' und Sündenleid,
doch da auch vorbereitet
zur Festtagsherrlichkeit.
5. Der Herr erwählt sich immer
zum Segnen seine Zeit,
er gibt den Freudenschimmer
nach trübem Herzeleid;
er gießt den Gnadenregen
hinein ins dürre Herz,
und führt auf dunklen Wegen
zum Lichte himmelwärts.
6. Das Herz voll Untreu' würde
bald seiner Liebe satt,
wenn er die schwere Bürde,
die er getragen hat
für uns und unsre Sünden
in seiner Niedrigkeit,
uns ließe nie empfinden
in solcher dürren Zeit.
7. Drum lerne du sein Leiten
in Demut nur verstehn,
wenn solche dürre Zeiten
oft über dich ergehn.
Bald sinkt vom Himmel nieder
sein reicher Gnadentau,
dann blüht die Wüste wieder
wie eine frische Au.
Carl Johann Philipp Spitta, Psalter und Harfe, 138-140.