Christ My Song - 155
Ach Herr, was ist geschehn - Einkehr und Rückkehr
(Carl Johann Philipp Spitta/Johannes Thomas Rüegg)
Einkehr und Rückkehr.
1. Ach Herr, was ist geschehn
und zwischen uns getreten?
Was lässt mich nicht wie sonst
recht kindlich zu dir beten?
Ich komme zwar wie sonst
noch vor dein Angesicht,
doch nicht aus Lieb' und Lust,
nein, nur aus Zwang und Pflicht. PDF - Midi
2. Was hast du wider mich,
dass ich vor dir mich scheue,
und deiner Stimme nicht
wie einst mich kindlich freue?
Ach, hilf mir wieder auf
und zeige selbst mir an,
was meine Seele hat
gebracht in solchen Bann.
3. Ich selber bin ja schuld
und muss mich darum hassen,
dass ich die erste Lieb'
so leicht und schnell verlassen,
die heilge Glut, die du
mir in das Herz gelegt,
nicht unablässig treu
gehütet und gepflegt.
4. Ich hielt mich nicht zu dir
mit Beten und mit Wachen;
ich ließ mich wiederum
so lau und schläfrig machen.
Ich habe mich nicht stets
in deinem Dienst geübt,
durch Ungehorsam oft
den Heilgen Geist betrübt.
5. Das hast du wider mich
und lässest du mich wissen,
drum muss ich schmerzlich nun
dein Wohlgefallen missen;
drum kann ich nicht wie sonst
mein Werk mit Freuden tun,
und danach seliglich
in deiner Liebe ruhn.
6. Ich hätt' es wohl verdient,
dass du mich gar verließest,
von deinem Angesicht
für immer mich verstießest.
Doch nein, das willst du nicht,
das wär der Seele Tod;
drum nimm mich wieder an,
und hilf mir aus der Not.
7. Du, meines Lebens Licht
und meiner Seele Leben,
des Gnade ohne End,
bei dem so viel Vergeben,
ach, neige freundlich dich
zu meinem heißen Flehn
und lass mich wiederum
dein Gnadenantlitz sehn.
Carl Johann Philipp Spitta, Psalter und Harfe, 227-229.
(3,1 dort: Ich schuld'ge mich vor dir.)